Industriemeister Papier

Industriemeister Papier

Ein Industriemeister Papier kannst Du in der Fachrichtung Papiererzeugung oder Papier- und Kunststoffverarbeitung werden. Die Weiterbildung ist der erste Schritt in Richtung Abteilungsleitung und besserem Gehalt.

Was ist ein Industriemeister Papier?

Bist Du Industriemeister Papier, dann organisierst, kontrollierst und optimierst Du die Betriebsabläufe in Unternehmen der Papierindustrie. Du stehst weniger an den Produktionsmaschinen, sondern kümmerst Dich hauptsächlich um betriebswirtschaftliche Aspekte: So erhebst und bewertest Du beispielsweise Kennzahlen, koordinierst Produktionsabläufe und bildest Lehrlinge aus. Das Berufsbild des Industriemeisters Papier ist in den Industriemeister Papier- und Kunststoffverarbeitung sowie den Industriemeister Papiererzeugung unterteilt.

Berufsbild

Aufgaben des Industriemeisters Papier

Deine Aufgaben und Tätigkeiten als Industriemeister Papier liegen weitgehend im Bereich Verwaltung und Mitarbeiterführung. Erst in zweiter Linie beschäftigst Du Dich mit der Wartung und Instandsetzung der Maschinen. Du arbeitest viel am Computer und im Büro. Die Liste verschafft Dir einen Überblick über Deine wichtigsten Tätigkeiten:

  • Produktionsablauf überwachen, koordinieren und optimieren
  • Qualitätsmanagement
  • Kennzahlen erheben, auswerten und Bericht erstatten
  • Mitarbeiter betreuen und ihren Einsatz planen
  • Neue Mitarbeiter anlernen
  • Lehrlinge ausbilden
  • Neue Technik und Methodik einführen
  • Maschinen warten und reparieren
  • Kunden und Lieferanten betreuen
  • Abteilungsübergreifende Absprachen treffen

In welchen Branchen arbeite ich?

Als Industriemeister Papiererzeugung findest Du vor allem in der Papier- und Zellstoffindustrie eine Anstellung. Industriemeister der Papier- und Kunststoffverarbeitung arbeiten darüber hinaus auch in der Packmittelindustrie. Teilweise steht ihnen auch die Kunststoffindustrie offen. Die genannte Papierindustrie ist in Deutschland weitgehend in Baden-Württemberg ansässig. Mögliche Arbeitsorte sind:

  • Kartonage-, Papier- und Pappwerke
  • Tapetenfabriken
  • Abfallwirtschaft im Bereich Papierrecycling
  • Zellstoffwerke
  • Anlagen- und Maschinenbau (in der Herstellung von Druck- und Walzmaschinen etc.)

Welche Fertigkeiten und Kenntnisse sind gefragt?

Für Industriemeister Papier sind vor allem Führungs- und Organisationsqualitäten wichtig. Die Aufzählung nennt Dir die wichtigsten Eigenschaften, über die Du verfügen solltest:

  • Sicherheit und Selbstbewusstsein
  • Durchsetzungsvermögen
  • Organisationstalent
  • Belastbarkeit
  • Fachliche Kompetenz
  • Interesse an Innovationen

Wie sehen die Berufsaussichten aus?

Als Industriemeister Papier stehen Deine Berufschancen gut. Trotz Digitalisierung im Bereich Kommunikation und Medien bleibt die gesamte Papierbranche weitgehend stabil. Besonders die Packmittel- sowie die Papier und Kunststoff verarbeitende Industrie hat gute Zukunftsaussichten. Mit der Weiterbildung zum Industriemeister hast Du zudem wichtige Verwaltungs- und Führungskompetenzen, die immer gefragt sind.

Günther Berninghaus, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Bayerischen Papier, Pappe und Kunststoff verarbeitenden Industrie e.V. (VBPV), sagt dazu Folgendes:

„Innerhalb des breiten Spektrums der Branche bilden Verpackungen aus Papier und Karton die größte Gruppe. Ein wesentlicher Wachstumstreiber war hier einmal mehr der Versandhandel, denn der Einkauf über world wide web nimmt rapide zu. […] Damit zählt unsere Industrie nach der Talfahrt […] 2009 heute deutschlandweit wieder über 81.000 Beschäftigte. […] Die leicht schwächere Mengenkonjunktur und die starken Preissteigerungen bei den Rohstoffen zwingen die Branche zu Prozessoptimierung und Rationalisierung, um den Aufschwung zu erhalten.“ Günther Berninghaus, Vorstandsvorsitzender des VBPV
(Quelle: baypapier.com)

Welche beruflichen Möglichkeiten und Perspektiven gibt es?

Wenn Du die Weiterbildung zum Industriemeister Papier abgeschlossen hast, kannst Du Dich weiter fortbilden. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) bietet die Weiterbildung zum Technischen Betriebswirt an, die besonders Dein Wissen im Bereich der Betriebswirtschaft ausbaut. Dir stehen aber auch andere Möglichkeiten zur Wahl:

  • Spezialisierung: Nachdem Du den Meister Abschluss erreicht hast, kannst Du Dich auf einzelne Verfahrenstechniken und Maschinen spezialisieren. Je nachdem, welchen Schwerpunkt Du in Deiner ersten Ausbildung gesetzt hast, kannst Du so in einem zusätzlichen Bereich zum Experten werden. Auch sogenannte Soft Skills, wie Mitarbeiterführung oder Fremdsprachen, kannst Du schulen, um beruflich voranzukommen.
  • Studium: Mit einem Meistertitel bist Du zum Studium an einer deutschen Hochschule berechtigt. Studiengänge, die Dich in Deinem Berufsfeld weiterbilden, findest Du vor allem in den Fachrichtungen Ingenieurwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften. Besonders geeignet ist ein Studium, das Dir einen der folgenden Abschlüsse verleiht:

    • Ingenieur – Papiertechnik
    • Ingenieur – Verfahrenstechnik
    • Ingenieur – Verpackungstechnik
    • Restaurator
  • Selbstständigkeit: Als Industriemeister Papier kannst Du Dich auch selbstständig machen. Du verfügst über ausreichend betriebswirtschaftliches Wissen und fachliche Kompetenz, um Dein eigenes Unternehmen zu führen. Informationen zur Selbstständigkeit findest Du auf der Seite der Agentur für Arbeit.

Welche Alternativen zum Industriemeister Papier gibt es?

Gegenseitige Alternativen sind der Industriemeister Papiererzeugung und der Industriemeister Papier- und Kunststoffverarbeitung. Außerdem bietet sich der Technische Fachwirt an, wenn Du gezielt an Wirtschaftswissenschaften interessiert bist. Weitere alternative Weiterbildungen in der Papierbranche sind:

Gehalt des Industriemeisters Papier

  Minimum Maximum Durchschnitt
Gehalt 2.600 € 3.600 € 3.100 €

Dein Gehalt als Industriemeister Papier hängt von Deiner genauen Funktion sowie der Unternehmensgröße ab. Die Fortbildung lohnt sich jedoch aus finanzieller Sicht, da durchaus mit einem Verdienstanstieg um mehrere Hundert Euro zu rechnen ist.

Das Einkommen von Industriemeistern Papiererzeugung und Papier- und Kunststoffverarbeitung liegt im Durchschnitt bei rund 3.000 €. Unter Umständen kannst Du jedoch auch die Funktion eines Ingenieurs einnehmen und wirst auch dementsprechend bezahlt.

Weiterbildung

Weiterbildungen sind insgesamt empfehlenswert. Lebenslanges Lernen sichert Deinen Arbeitsplatz und hält Dich auf dem neuesten Stand. Als Industriemeister Papier bist Du nicht nur technisch, sondern auch betriebswissenschaftlich und arbeitspädagogisch ausgebildet.

Für wen ist die Weiterbildung geeignet?

Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an Facharbeiter aus der Papier- und Zellstoffindustrie sowie der Papier und Kunststoff verarbeitenden Industrie. Gerade für Papiertechnologen (Papiermacher) und Packmitteltechnologen (Verpackungsmittelmechaniker) ist die Weiterbildung zum Industriemeister eine gute Möglichkeit, beruflich aufzusteigen. Wenn Du über eine Berufsausbildung in einem fachfremden Beruf und genügend Berufspraxis verfügst, kannst Du die Weiterbildung jedoch auch als Umschulung nutzen.

Welche Inhalte werden vermittelt?

Die Inhalte der Weiterbildung entsprechen den Prüfungsanforderungen der IHK. Im Abschnitt Prüfung kannst Du mehr dazu erfahren. Unabhängig vom Lehrgangsanbieter wirst Du folglich in denselben Themen unterrichtet. Eine Auswahl findest Du nachstehend:

  • Recht
  • Betriebswirtschaftslehre (BWL)
  • Verfahrens- und Automatisierungstechnik
  • Personalwirtschaft
  • Qualitätsmanagement

Wie läuft die Weiterbildung zum Industriemeister Papier ab?

Wenn Du Dich für eine Weiterbildung zum Industriemeister Papier entschließt, hast Du die Wahl zwischen Vollzeit- und Teilzeitlehrgängen. Je nachdem, wofür Du Dich entscheidest, benötigst Du 10 – 36 Monate bis zum Abschluss. Die Kosten des Lehrgangs liegen zwischen 3.500 € und 16.000 €. Die Preise variieren so stark, da die IHK-Prüfungsgebühren und die Lehrmaterialkosten nicht immer in den Lehrgangspreis eingerechnet sind, teilweise aber sogar die Gelder für Kost und Logis. Im Schnitt liegen die notwendigen Kosten für Fortbildung und Prüfung bei rund 5.000 €.

  • Welche Weiterbildungsformen gibt es?
    Die Fortbildung zum Industriemeister Papier kannst Du in Vollzeit oder in Teilzeit absolvieren. Im Fernstudium wird der Lehrgang nicht angeboten. In Vollzeit kannst Du Dein Ziel innerhalb von 10 Monaten erreichen. Eine berufsbegleitende Weiterbildung benötigt zwischen 22 und 36 Monaten Zeit, da die Kurse hier weitgehend nur am Wochenende stattfinden.
  • Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
    Wenn Dein Unternehmen Interesse an einer neuen technischen Führungskraft hat, ist es unter Umständen bereit, die Lehrgangskosten vollständig oder teilweise zu tragen. Darüber hinaus stehen Dir das Aufstiegs-BAföG und Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit zur Verfügung. Beim Aufstiegs-BAföG handelt es sich um eine staatliche Bezuschussung und einen zinslosen Kredit, der unter bestimmten Bedingungen nur anteilig zurückgezahlt werden muss. In der Rubrik Finanzierungsmöglichkeiten findest Du mehr zum Thema.

Prüfung

Die Prüfung zum Industriemeister besteht fachrichtungsunabhängig aus zwei beziehungsweise drei Einheiten. Die eigentliche IHK-Prüfung hat zwei Bestandteile. Die Ausbildung der Ausbilder (AdA) ist jedoch ebenfalls nötig, um die Bezeichnung Meister tragen zu dürfen. Diese Prüfung, die Dir nach der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) Ausbilderkompetenzen bescheinigt, ist nicht immer Teil der eigentlichen Weiterbildung. Du kannst sie aber jederzeit separat bei der IHK absolvieren. Spätestens bis zum Antritt der zweiten Industriemeisterprüfung muss der AdA-Schein vorliegen.

Wie ist die Prüfung organisiert?

Wenn Du ausreichend vorbereitet bist, kannst Du Dich bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zur Industriemeisterprüfung anmelden. Beide Teilprüfungen bestehen wiederum aus mehreren Einheiten. Die Ausbildung der Ausbilder (AdA) solltest Du ebenfalls absolviert haben, bevor Du Dich zum zweiten Prüfungsteil anmeldest. In der Tabelle findest Du Einzelheiten zur Prüfungsdauer und -form:

Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (BQ) Handlungsspezifische Qualifikation (HQ) Ausbildung der Ausbilder (AdA)
  • Max. 8 Stunden Gesamtprüfungszeit
  • Min. 90 Minuten je Prüfungsfach
  • Schriftlich
  • Max. 8 Stunden Gesamtprüfungszeit
  • Mind. 3 Stunden je Prüfungsfach
  • Schriftlich
  • 45-minütige mündliche Prüfung über das Wahlpflichtthema
  • 3 Stunden schriftlich
  • 30 Minuten mündlich

Voraussetzung zur Prüfung

Die Prüfungen zum Industriemeister Papiererzeugung und Papier- und Kunststoffverarbeitung unterscheiden sich in Bezug auf die geforderte Berufspraxis. Nachfolgend findest Du einen Überblick über die Zulassungskriterien:

Voraussetzung zur Prüfung des Industriemeisters Papiererzeugung

  • Eine anerkannte Berufsausbildung in der Papier und Zellstoff erzeugenden Industrie sowie ein Jahr Berufspraxis oder
  • eine anerkannte Berufsausbildung in einem fachfremden Bereich sowie 2 Jahre Berufspraxis oder
  • mindestens 5 Jahre einschlägige Berufspraxis.

Außerdem musst Du den ersten Prüfungsteil innerhalb der letzten 5 Jahre sowie die Ausbildung der Ausbilder (AdA) im Allgemeinen bestanden haben und jeweils ein Jahr mehr Berufserfahrung vorweisen, bevor Du Dich zur Prüfung des zweiten Prüfungsteils anmelden kannst.

Voraussetzungen zur Prüfung des Industriemeisters Papier- und Kunststoffverarbeitung

  • Eine anerkannte Berufsausbildung in der Papier und Kunststoff verarbeitenden Industrie oder
  • eine anerkannte Berufsausbildung in einem fachfremden Bereich sowie ein Jahr Berufspraxis oder
  • mindestens 4 Jahre einschlägige Berufspraxis.

Auch hier ist der Nachweis nötig, dass Du den ersten Prüfungsteil innerhalb der letzten 5 Jahre sowie die Ausbildung der Ausbilder (AdA) erfolgreich absolviert hast, damit Du Dich zum zweiten Prüfungsteil anmelden kannst. Ein zusätzliches Jahr Berufserfahrung ist ebenso Voraussetzung.

Welche Prüfungsinhalte gibt es?

Die Prüfung zum Berufsbild Industriemeister Papier besteht aus den Teilprüfungen Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (BQ), Handlungsspezifische Qualifikation (HQ) sowie dem Erwerb von Ausbilderkompetenzen (AdA-Schein). Auf folgende Themen solltest Du Dich demnach gut vorbereiten:

  • Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
  • Informations-, Kommunikations- und Planungsmethodik
  • Betriebliche Organisation
  • Naturwissenschaftliche und technische Grundlagen
  • Papier- und Zellstoff- bzw. Papier- und Kunststofftechnologie
  • Verfahrens- und Fertigungstechnik
  • Prozessteuerung
  • Personalwirtschaft
  • Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz

Hinzu kommt eines der folgenden Wahlpflichtthemen der jeweiligen Fachrichtung:

Industriemeister Papiererzeugung Industriemeister Papier- und Kunststoffverarbeitung
  • Grafische Papiere
  • Technische und Spezialpapiere
  • Verpackungspapiere, Karton und Pappe
  • Hygienepapiere
  • Zellstoff
  • Flexible Packstoffe und -mittel
  • Biegesteife Packstoffe und -mittel
  • Briefumschläge und Versandtaschen
  • Haft- und Selbstklebeetiketten
  • Hartpapierwaren und Kombidosen

Erfahrungsbericht

Sascha Hirch erzählt, warum er sich zur Weiterbildung zum Industriemeister Papier entschieden hat und schildert seine Erfahrungen im Lehrgang:

„Nach der Schule habe ich in einer Kleindruckerei Offset-Drucker gelernt und anschließend bei einer Zeitung als Drucker gearbeitet. Leider gab es dann jedoch immer weniger Arbeit bei der Zeitung, so dass ich meinen Job verloren habe. […] Ich habe meine Umschulung um ein Jahr verkürzt und schon nach zwei Jahren erfolgreich abgeschlossen. […] Der Unterricht findet immer freitags und samstags statt. Zusätzlich haben wir auch Blockunterricht. […] Natürlich bedeutet das jede Menge Lernen neben dem Job. Aber ich habe das große Glück, dass mein Arbeitgeber Smurfit Kappa mich voll und ganz bei meiner Weiterbildung unterstützt und ich so genügend Zeit habe, um mich auf meine Prüfungen vorzubereiten. […] Die nächsten Prüfungen in den Fächern Mathematik, Betriebswirtschaftslehre, Kommunikation und Präsentation sowie Recht und Zusammenarbeit im Betrieb stehen demnächst für mich an. An die Abschlussprüfungen geht es dann im kommenden Jahr. […] Vor allem alles rund ums Arbeitsrecht liegt mir sehr. Und in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik und Chemie wird es mit Hilfe unserer Lerngruppe sicherlich auch klappen.“ Sascha Hirch, Industriemeister Papier
(Quelle: wak-sh.de)

Zusammenfassung

Als Industriemeister Papier…

  • …warten die unterschiedlichsten Arbeitgeber in einer großen Branche auf Dich.
  • …erhältst Du ein höheres Gehalt als ausgebildete Facharbeiter.
  • …trägst Du Verantwortung für Deinen Bereich und Deine Mitarbeiter.
  • …bringst Du Abwechslung in Deinen bisherigen Beruf, bleibst aber der Papierbranche treu.